„Anfangs konnte ich mit „Borderline“ nicht viel anfangen. Niemand nahm sich die Zeit, mir zu erklären, was dies für mich bedeuten könnte, geschweige denn wurde etwas unternommen. Ich wurde behandelt, wie jede:r, der an Depressionen litt, mit dem Stempel „verletzt sich selbst“. Ärzte taten so, wie wenn das „nur eine Phase“ wäre. Dass ich mich zunehmend zurückzog und sogar richtig aggressiv werden konnte, wenn mir etwas nicht passte, überraschte viele in meinem Umfeld. Allerdings wusste ich nicht, dass das ebenso Anzeichen für Borderline sein konnten. Damals war ich erst 14-15 Jahre alt gewesen. Doch je älter ich wurde, desto mehr verschlimmerten sich die Symptome. Dies war auch ein Grund, weshalb mich mein Freundeskreis zunehmend ausschloss, bis ich schließlich ohne Freunde dastand.
Erst 2019 wurde ich auf Medikamente eingestellt, die meinem Krankheitsbild entsprachen und mir endlich erklärt wurde, was Borderline bedeutete. Ich lernte auch, damit umzugehen, gewann neue Freundschaften und konnte, Dank der nötigen Unterstützung von Ärzten, Therapeuten, aber auch von Freunden und Familie, mit dem Selbstverletzen gänzlich aufhören. Ich war oftmals der Verzweiflung nahe, da ich selbst nicht verstand, warum ich auf manche Situationen anders reagierte als andere um mich herum. Wenn sich jemand die Zeit genommen hätte, mit mir zu besprechen welche Medikamente und Art der Therapie ich bräuchte, wäre vieles anders gekommen. Dennoch bereue ich meinen Weg nicht und bin froh, nicht nur Klarheit und sondern auch nach wie vor eine gute Unterstützung zu haben.“
Carolina, 31 Jahre
„Ich habe die Borderline-Diagnose erst seit einem halben Jahr und es war ein unglaublicher langer Weg bis dahin. Ich habe schon in einem frühen Alter, wahrscheinlich 11 oder 12 Jahre, gemerkt, dass etwas nicht „richtig“ bei mir läuft. Zwischendurch hatte ich immer wieder bessere und viel schlechtere Phasen. Als ich 2021 Panikattacken oder Panikanfälle bekam, begab ich mich in eine wöchentliche Psychotherapie. Ich habe im Herbst 2021 mit der Psychotherapie begonnen, als ich die Panikanfälle mehrmals täglich und zudem eine schwere Depression hatte. Nachdem ich im Herbst 2022 wieder an einer schweren Depression erkrankte, (wahrscheinlich hatte ich schon sehr viele depressive Episoden in meinem Leben rückblickend, nur keine psychotherapeutische Begleitung) begab ich mich im Februar 2023 in eine 6-wöchige stationäre Rehabilitation. Leider traf mich im Herbst 2023 eine weitere schwere Depression (dabei hatte ich mich noch nicht richtig, von den vorherigen Depressionen erholt). Als ich ein wenig Kraft zur Verfügung hatte, recherchierte ich, was eine weitere Ursache sein könnte, da ich das Gefühl hatte, es gäbe für meine rezidivierenden (wiederkehrenden) Depressionen eine andere Ursache. Als ich die Borderline-Kriterien entdeckte, sprach mich fast jeder Punkt an.
Ich hatte den Borderline-Verdacht bereits mehrmals in den über 2 Jahren Psychotherapie und erwähnte ihn im Freundeskreis und bei meiner Psychotherapeutin. Leider ist sie nicht darauf eingegangen und daraufhin, dachte ich, dass ich eventuell doch nicht betroffen bin, da ich der Meinung war, und das Vertrauen zu meiner Psychotherapeutin hatte, dass sie es mir sagen würde. Spoiler: Sie hat es nicht erwähnt. Erst im Jänner 2024, mitten in der dritten schweren Depression, hatte ich ein persönliches Gespräch / Sitzung mit ihr und sie „gestand“ mir, nach genaueren Nachfragen meinerseits, dass sie den Verdacht bereits nach den ersten paar Sitzungen hatte. Daraufhin habe ich aufgrund des Vertrauensmissbrauches, meiner Meinung nach, die Therapie bei ihr abgebrochen und einige Wochen später in einem weiteren Termin ihre Dokumentation eingesehen und erklären lassen. Ich hatte in den 2 Jahren insgesamt 85 Sitzungen und sie hatte den Verdacht auf Borderline in der fünften Sitzung vermerkt. Ich bin weiterhin geschockt und sehr enttäuscht. Insbesondere von ihr als Therapeutin, da sie keinerlei Reflexion in Betracht zog, sondern mich mit den Worten „Ich habe den Verdacht gehabt und an den Themen mit Ihnen gearbeitet, und das Thema im Hinterkopf gehabt“. Ich habe ihr geschrieben und gesagt, dass es meiner Meinung nach bei Borderline enorm wichtig ist, über das Störungsbild aufgeklärt zu werden und diese Versäumnis mich nicht nur 2 Jahre Zeit und Geld, sondern auch unglaublichen Schmerz gekostet hat. Ich habe keine Wut auf sie als Mensch, jedoch auf sie als Psychotherapeutin. Beschwerdestellen haben sich „dumm“ gestellt, aber ich habe mich nicht verunsichern lassen und auch nicht die Behauptung eines Schwarz-Weiß-Denkens an mich herankommen lassen. Wie gesagt, kann ich sie als Mensch sympathisch finden und als Psychotherapeutin durch ihr Verhalten, zu dem Zeitpunkt, nicht. Hoffentlich konnte sie durch mein Feedback ihre Einstellung ändern und anderen Patient:innen dadurch helfen und nicht schaden. Info : Die Kosten für die Sitzungen habe ich selbst á 55€ pro Sitzung getragen. Das waren insgesamt 4.675 € für 85 Sitzungen. Nachdem ich eine Borderline-spezifische Therapie begonnen habe, habe ich einen viel besseren Umgang mit mir selbst und meiner Symptomatik erlernt und bin jetzt voller Zuversicht für meine Zukunft.“
Isabella, 32 Jahre